Pettenthal, Hipping, Nierstein, Top-Lagen, die das Herz von Riesling-Fans höher schlagen lassen. Die trockenen Rieslinge aus dem Hause Kühling-Gillot gehören seit vielen Jahren zu den besten und prestigeträchtigsten des Landes. Carolin Spanier-Gillot leitet das Weingut in Rheinhessen gemeinsam mit ihrem Mann, H.O. Spanier, seit 2006. Und was hier entsteht, sind Weine von Weltklasse-Format. Im Gespräch mit ZEITWEIN spricht Carolin Spanier-Gillot über den besonderen Stil ihrer Weine, den Jahrgang 2022 und vieles mehr.
ZEITWEIN: Wie würden Sie einem Laien die besondere Charakteristik Ihrer Weine beschreiben. Und welcher Wein wäre der perfekte Einstieg in die Welt von Kühling-Gillot?
Carolin Spanier-Gillot: Bei Kühling-Gillot bewirtschaften wir mittlerweile 20 Hektar an Rebflächen, davon allein rund 12 ha Steillagen an der Rheinterrasse, insbesondere am Roten Hang in Nierstein und Nackenheim. Gerade diese besondere Bodenformation verleiht diesen Weinen einen einzigartigen Charakter.
In Verbindung mit der ökologischen und biodynamischen Bewirtschaftung der Weinberge und der schonenden Verarbeitung der Trauben im Keller (alle unsere Weine werden spontan vergoren), interpretieren diese perfekt den jeweiligen Boden und machen die Weine zu einzigartigen Botschaftern ihrer Herkunft.
Der perfekte Einstieg und die Visitenkarte von Kühling-Gillot ist unser Gutswein - Qvinterra Riesling trocken.
ZEITWEIN: Mit Blick auf die vergangenen Jahre: Wo ordnet sich der Jahrgang 2022 ein?
Carolin Spanier-Gillot: Es war ungewöhnlich trocken. Vor allem im Roten Hang sind wir seit Jahrzehnten mit Trockenheit konfrontiert. Unsere Antwort darauf haben wir daher schon lange gefunden. Anstelle von Bewässerung pflegen wir "Dry Farming".
Natürliches Bodenmanagement mit natürlichem Kompost und Strohabdeckungen sorgen für den Aufbau von Feinerde und stärkt die Fähigkeit des Weinbergs, Niederschläge lange zu halten. Aufwendige Arbeiten an der Laubwand schützen die Trauben ganz natürlich vor Sonnenbrand und lassen Schale, Saft und Kerne gleichmäßig und ideal ausreifen.
Gerade aufgrund dieser Maßnahmen waren die Trauben stabil und wenig anfällig während der herbstlichen Niederschläge. Weil wir seit Jahren unseren Stil gefunden und diesen stetig verfeinert haben und unsere Arbeit an den Bedürfnissen der Reben ausrichten, erwarten wir wieder gleichermaßen feine, elegante und spannungsgeladene Weine.
ZEITWEIN: Wenn Sie ein Weingut außerhalb Deutschlands leiten müssten. Wo wäre es und warum?
Carolin Spanier-Gillot: Kurzum: Burgund. Während meines Praktikum bei Dominique Lafon / Domaine Comtes Lafon in Meursault habe ich final die Entscheidung getroffen, 2002 das elterliche Weingut zu übernehmen und weiterzuführen.
Über die Jahre hinweg hat sich die Beziehung zur Familie Lafon intensiviert, mittlerweile ist Lea die Tochter von Dominique Lafon in der Leitung des Weinguts. In dieser Zeit meines Praktikums und in der Freudschaft zur Familie haben wir das Burgund und die großartigen Weine dieser einzigartigen Weinregion schätzen und lieben gelernt. Nur am Rande sei erwähnt, steckt in meinem Familiennamen "Gillot" eine französische Herkunft.
ZEITWEIN: Was sind die größten Herausforderungen der kommenden Jahre für ein Weingut wie Kühling-Gillot?
Carolin Spanier-Gillot: Zu allererst natürlich ist hier die Witterung zu nennen. Gerade in den vergangenen Jahren waren wir immer wieder mit Wetterkapriolen, mitunter lange Phasen der Trockenheit etc. konfrontiert. Bereits nach dem heißen Jahrgang 2003 haben wir sukzessive mit Maßnahmen des "Dry Farming" begonnen. Neben dem Ausbringen von Kompost, ist es gerade zum beginnenden Frühling, das Verteilen von Stroh in den Rebzeilen, die Einsaaten (z.B. Landsberger Gemenge), die die Vielfalt und Fruchtbarkeit der Böden stark verbessern. Ergänzend sorgen das Pflanzen von Bäumen sowie das Anlegen von Blumenwiesen und Insektenhügeln für die Diversität in den Weinbergen, die wir in der bio-dynamischen
ZEITWEIN: Nehmen wir an, Sie müssten einen Artikel über ihr Weingut schreiben: Wie würde die Headline lauten?
Carolin Spanier-Gillot: "Renaissance des Roten Hangs - Herkunft schmeckbar machen“. Als mein Vater Anfang der 1990er Jahr die ersten Steillagen im PETTENTHAL (Nierstein) erwarb, rieten ihm viele Kollegen vom Kauf der Steillagen ab. Zu zeitaufwendig und die Erlöse für die Anstrengungen seien doch sehr überschaubar. Damals wie heute waren und sind wir der Überzeugung, dass "große" Weine auch eine "große" Herkunft haben.
Mittlerweile